Laut mehreren unabhängigen Studien stammt 1-5% der DNA eines Europäers vom Neandertaler. Dadurch sollen sich sich laut zwei neuen Studien 20-30% des Neandertal-Genoms über westliche Eurasiaten bis in moderne Zeit gerettet haben. Interessant ist, dass die erforschten funktionalen Stellen der DNA (Gene) besonders bei Haut, Haaren und Augen in Europäern mit jenen von Neandertalern übereinstimmen. Klingt schlüssig: der anatomisch moderne Homo Sapiens hat bei seiner Expansion nach Eurasien im Nahen Osten, Neandertaler getroffen und sich „etwas“ mit diesen vermischt. Der Neandertaler hat wohl in den glazialen Mummutsteppen Nord-Eurasiens über die Zeit vorteilhafte (hellere Phänotypen) entwickelt, welche sich laut der Hypothese der natürlichen Selektion im nördlichen Europa (Skandinavien, baltische Staaten) als besonders vorteilhaft (Vitamin D, usw.) erwiesen haben und somit bis heute als Gene überlebt haben. Ähnliches „Gen-Austauschen“ bzw. „leichtes Hybridisieren“ mit älteren Homo-Spezies wird auch in anderen Teilen der Welt vermutet, ist aber aus Mangel an Genomen der ausgestorbenen Spezies entweder noch lückenhaft (Denisova-Gene in Süd-Ost-Asien) oder bei komplett fehlenden Genomen nur sehr hypothetisch rekonstruierbar (vermutete DNA antiker Spezies in heute lebenden Afrikanern südlich der Sahara).
Siehe
- SPON Artikel: Evolution: Europäer erbten Haut- und Haargene vom Neandertaler
- Journal-Artikel: The genomic landscape of Neanderthal ancestry in present-day humans, Resurrecting Surviving Neandertal Lineages from Modern Human Genomes
- Wikimedia Weltkarte-Haarfarben
- Eupedia: Frequenz helle Haare / Augen